Roteiro

Während unseres gemeinsamen Aufenthalts in Lissabon sammelten wir Bild- und Textmaterial.
Wir versuchten sensibel zu sein für Gegenwärtiges: Zeitgenössisches, Alltägliches und Unkonventionelles einerseits;
aber ebenso für die Geschichtlichkeit dieser Gegenwart. Gerade als aussenstehende Reisende näherten
wir uns der Stadt zunächst naiv und unmittelbar. Diese Nähe findet sich sowohl in den Photographien als auch in
Gedichten, die Augenblicke entweder abbilden oder Eindrücke festhalten wollen. In der Form dieser
«Dokumentation» werden diese Augenblicke nun selbst Erinnerung und geschichtlich. Die gedruckten Photographien
sind so eingefrorene Augenblicke aus dem Akt des Sehens, die geschriebenen Gedichte eingefrorene
Eindrücke aus dem Akt des Sprechens. Dieses Moment des Erinnerns selbst findet sich ebensowohl explizit thematisch
in den beiden Medien wieder, etwa als historische Miniatur in einem Prosastück; oder dass in den Photographien
historische Objekte abgebildet sind. In beiden Medien, der Photographie und der Sprache, finden sich diese Formen
der Unmittelbarkeit und Vermittlung wechselweise durchsetzt. So wird auch die Beziehung der Gegenwart und
der Geschichtlichkeit der Stadt Lissabon selbst thematisch. Im gesamten Komplex reflektieren wir also das Verhältnis
von Gegenwart und Geschichte, Unmittelbarkeit und Vermittlung, Photographie und Sprache.